zumindest mit Worten!



In der Anfangseuphorie waren wir uns sicher, dass in kürzester Zeit eine Flut von SammlerInnen, Objekten, Anfragen, Ideen, Reaktionen und neuen Fragen und Themen über uns hereinbrechen würde.
Tatsächlich blieb es aber ruhig. Tatsächlich meldete sich niemand.
Wo seid ihr, ihr Sammler und Sammlerinnen? Ihr Horter und Aufheber? Wo sind sie, die angesammelten Dinge und Sachen? Wo lagert das ganze Zeug? Und warum findet es nicht den Weg in die Nebenkammer?
Die eigenen, kleinen, vor Ewigkeiten aufgelassenen Sammlungen kommen einem in den Sinn: Briefpapier, Steine, Schachteln... Und die Sammlungen, die nie über ein rudimentäres Anfangsstadium hinausgewachsen sind: Zeitungsartikel, Sonnenbrillen....
Man hält also, in Ermangelung an Zuschriften und Kontaktaufnahmen, die Ohren offen und hört ein Gemunkel von Schokoladepapiersammlern und Papierserviettensammlerinnen. Von Menschen die Vasen in wahnwitziger Stückzahl ihr Eigen nennen und Strafzettel, Mahnungen und dergleichen liebevoll archivieren.
Mehr als Erinnerungen und Gerüchte erreichen uns aber selten.
Wir beginnen also selbst zu sammeln:
Reaktionen. Meinungen. Ideen. Warum wird gesammelt? Wer sammelt? Wer sammelt nicht? Warum nicht? Wie charakterisiert sich ein/e SammlerIn und wie wird er/sie charakterisiert? Macht Sammeln Sinn? Welchen? Warum finden wir die SammlerInnen nicht?
Wenn ihr schon nicht unsere Kammer mit Objekten füllt, füllt unseren Blog mit Worten! Los geht’s! Lasst uns die Neugier teilen!

Ernst Penzoldt (1892-1955), Der Delphin

"Ich sammle Kellner", sagte der mitteilsame Fremde, der sich unaufgefordert zu mir an den Tisch gesetzt hatte, "ich sammle sie mit Leidenschaft wie andere Leute Fayencen, Hinterglasbilder oder Geigenschnecken, was ich freilich immer als barbarisch empfunden habe. Denn sie sägen dazu doch wahrhaftig mir nichts dir nichts den herrlichsten Instrumenten den Hals ab und hängen die Schnecken in Glasschränken auf wie Skalps. Denn nur um sie ist es ihnen zu tun. Ich meinesteils sammle Kellner. Es sind sehr merkwürdige Menschen, obwohl, wie schließlich in jedem Beruf, ausgemachte Spitzbuben darunter sind."
SIMSAMMLERBIM !

Bohumil Hrabal, Allzu laute Einsamkeit:

"Und als ich den Wandschrank geöffnet hatte, jawoll, da war sie, diese Sammlung, die mir der Onkel so oft gezeigt hatte, aber dafür hatte ich nie ein Verständnis gehabt, eine Sammlung von Metallplättchen in allen Farben, ganze Kisten voll davon waren's gewesen, und mein Onkel hatte sich noch im Dienst die Zeit auch damit vertrieben, dass er Stücke von Kupfer und Messing und Zinn und Eisen und anderem Metall auf die Schienen legte, und wenn der Zug vorbeigefahren war, sammelte er die bizarr verformten Stückchen wieder auf, jeden Abend stellte sie der Onkel dann zu ganzen Zyklen  zusammen, und jedes dieser Blechstücke bekam auch seinen Namen, je nach Assoziation, die es hervorrief, wie Schaukästen mit asiatischen Schmetterlingen sahen all diese Kisten und Kasetten aus, sie sagen aus wie leere Bonbonnieren voll bunter und zerknüllter Nougatpackungen aus Stanniol."

Liebhaber Liebhaberei

Der Ausdruck Liebhaber bezeichnet einen Menschen, der einer Sache große Liebe und/oder Faszination entgegenbringt:
insbesondere im Bereich der Künste, siehe Dilettant, Amateur oder Sammler
in anderen Bereichen vergleichbar dem Begriff Fan, allerdings wird der Fan oft als die gesteigerte Form des "fanatischen" Liebhabers betrachtet
davon abgeleitet der Begriff Liebhaberei, der juristisch im Gegensatz zu einer Tätigkeit mit Gewinnerzielungsabsicht steht.
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